Das Buch "Verloren - Schneewittchen und das MC Biest (MC Sons of Ragnarök" wurde von Katlyn S. Coen / Katharina Münz verfasst und erschien als Taschenbuch 2024 und als ebook 2025.
Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, die laut Amazon erst Januar 2026 weitergeführt wird.
Die Autorin möchte uns in eine düstere, intensive Liebesgeschichte in der gefährlichen Welt eines Motorradclubs entführen. Man verfolgt die zwei Protagonisten auf ihrem Weg. Teilweise sind die Handlungsorte und die Charaktere bildhaft und detailreich, ab und an auch ohne viel Details und Beschreibungen, was sich in der weiteren Folge der Geschichte zu einem grundlegenden Problem entwickelt.
Die Autorin schafft es, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen, die von Gefahr, Leidenschaft und inneren Konflikten geprägt ist, allerdings auch von so manchen Klischees gegenüber Mann und Frau unterstützt wird. Die düstere Welt des MCs wird viel zu kurz angerissen, aber scheinbar doch realistisch beschrieben. Auch die Chemie zwischen den Protagonisten ist spürbar, und die Spannung zwischen ihnen wird aufgebaut, auch wenn sie passagenweise als problematisch zu werten ist.
Es gelingt der Autorin, die Protagonistin stark und zugleich verletzlich darzustellen. Ihr innerer Kampf zwischen Vernunft und Anziehungskraft gegenüber den Protagonisten ist nachvollziehbar. Die Schwierigkeiten, die mit der Vergangenheit und der neuen Umgebung einhergehen, werden nur kurz angerissen und fußt auf nicht wirklich nachvollziehbaren Situationen. Der männlicher Hauptcharakter ist zwiespältig, einerseits ein gefährlicher und dominanter Mann, andererseits jemand, der Gefühle zeigt und sich seinen eigenen inneren Dämonen zu stellen versucht. Auch die Beziehung zu den Eltern und so mancher Kleidungsstil und Körperschmuck ist mehr als problematisch, wobei sich der Protagonist auch hier seiner Vergangenheit zu stellen versucht und teilweise kläglich scheitert, weil das Verständnis dafür durch den relativen kurzen Einwurf nicht gegeben ist.
Trotz der packenden Voraussetzungen weist der Roman leider einige Schwächen auf. Die Darstellung der Beziehung zwischen den Protagonisten bewegt sich gefährlich nah an problematischen Mustern. Der Umgang mit Macht, Kontrolle und Zwang könnte für manche Leser:innen fragwürdig erscheinen, da bestimmte Handlungen und Dynamiken romantisiert werden, die ethisch bedenklich sind. Ein weiteres Manko ist die teilweise klischeehafte Darstellung der MC-Welt. Während die Geschichte versucht, sich von gängigen Stereotypen abzuheben, verfällt sie doch oft in bekannte Muster von Bad-Boy-Romantik, in denen die weibliche Hauptfigur von einer düsteren, aber dennoch charismatischen männlichen Figur angezogen wird. Zudem bleibt die Entwicklung der Nebenfiguren oberflächlich, sodass einige Charaktere eher als nicht existent beschrieben werden können, obwohl sie einen wichtigen Punkt im Leben der Protagonisten einnehmen. Sie wirken nicht als wirkliche Persönlichkeiten, was vor allem gegen Ende der Geschichte einige Fragen aufwirft. Auch das Ende des Romans ist ein Kritikpunkt. Der Cliffhanger mag als Spannungsinstrument dienen, fühlt sich jedoch erzwungen an und lässt Leser:innen eher frustriert zurück als neugierig auf den nächsten Band.
Der Schreibstil und die Wortwahl sind teilweise etwas rau, was allerdings dem Genre geschuldet ist. Allerdings stolpert man einige Male über Sprichworte oder Formulierungen, die im kritischen Kontext als mehr als problematisch gesehen werden können. Es gibt Szenen, die man richtig fühlt und Szenen, wo man aus dem Kopfschütteln nicht herauskommt. Was auch noch zu erwähnen ist, dass ca. 30% des Buches aus Werbung für die anderen Bücher der Autorin besteht, was schade ist, denn der Geschichte hätten ein paar Seiten mehr sehr gut getan.
Das Buch kann durchaus als Dark-Romance-Roman beschrieben werden, der mit seiner intensiven Atmosphäre, starken Protagonistin und einer mitreißenden Dynamik zwischen den Hauptfiguren punktet. Allerdings wirft er gleichzeitig jedoch ethische Fragen auf und verfällt in genretypische Klischees. Wer Dark Romance mit rauem Tonfall mag und sich nicht an problematischen Beziehungsdynamiken stört, wird hier fündig. Leser:innen, die eine differenziertere Auseinandersetzung mit toxischen Mustern erwarten, könnten hingegen enttäuscht werden. Kritische Leser:innen würden das Buch sogar als red flag Roman bezeichnen.